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Wildnessen und die Philosophie dahinter

Es klingt ja irgendwie amüsant. Ein bisschen draußen sein, ein bisschen genießen, sich nebenbei was Gutes tun, und vielleicht sogar noch ein bisschen wild und abenteuerlich. Wie wellnessen, nur wilder.

 

Aber wildnessen meint viel, viel mehr. In gewissem Sinn ist wildnessen sogar das Gegenteil vom wellnessen, wie wir es kennen. Es ist kein lauwarmes Planschen, sondern ein Sprung ins kalte Wasser. Zugleich aber auch das Gefühl, aufgefangen zu werden und getragen zu sein. 

 

Und das ist etwas, was wir suchen, mehr denn je: dieses Gefühl, ankommen zu dürfen, genau so, wie wir sind. Und unseren Beitrag leisten, damit die Welt noch etwas schöner wird. Wir sind gefordert in unserer komplexen und schnelllebigen Welt. Das eine Produkt löst das andere ab, die eine Idee jagt die nächste. Viele von uns haben mehrere Jobs oder Wohnorte, nutzen verschiedenste Infrastrukturen, Technologien und soziale Kanäle, jeden Tag treffen wir auf eine ganze Menge Menschen, Bilder, Eindrücke, Gedanken. 

 

Da tut es gut, in der Natur zu sein. Etwas mehr Ruhe und Stille zu erfahren. Aber ist das schon alles? Wie fühlt es sich an, wenn uns bewusst wird, dass wir immerzu in Kommunikation sind mit der Welt um uns? Wenn uns bewusst wird, dass auch wir der Natur Gutes tun können? Und wenn wir merken, wie viel es da zu lernen, zu verstehen und zu leben gibt?

 

Wie ist das, wenn wir Fähigkeiten entwickeln, die uns tief verwurzeln? Fähigkeiten, die uns Selbstvertrauen und Stärke schenken – weil wir zum Beispiel wissen, dass wir immer und überall ein Feuer zaubern können, dass wir Essbares finden können, uns eine Schüssel machen und Wasser aufbereiten können? Vielleicht fühlen wir uns dann näher am ganz essenziellen Sein, näher an dem, was wirklich zählt. Also irgendwie geerdet. Vielleicht fühlen wir uns dann auch mehr zu Hause. Zu Hause in der Wildnis, zu Hause in der Welt, zu Hause in uns selbst. 

 

Man könnte sagen, wir fühlen uns einheimisch. Das ist ganz ähnlich, wie wenn wir im Sutterlüty einkaufen und regionale Produkte wählen können – von denen wir wissen, wo sie herkommen. Das fühlt sich auch anders und besser an.

 

Vielleicht müssen wir aber gar nicht so tief philosophieren. Vielleicht entdecken wir einfach, dass es unglaublich viel Spaß macht, die Spuren eines Hasen zu verfolgen, bis wir fast vergessen haben, warum wir unseren Spaziergang ursprünglich begonnen haben. Dass es Spaß macht, so sehr in die Neugierde und das Spiel einzutauchen, dass wir ganz im Hier und Jetzt ankommen. Vielleicht merken wir, dass die Geräusche im Wald nicht nur gut tun, sondern ganze Geschichten erzählen – und dass es Spaß macht, mit unseren Kindern zu erforschen, warum die Vögel plötzlich Alarm geschlagen haben, was die Stille hinterher bedeutet und warum der Habicht so unglaublich schnell fliegen kann. Wenn wir uns mit der Natur tiefer verbinden, dann heißt das nicht nur, dass wir mehr und mehr darüber lernen. Es heißt vor allem auch, dass wir mehr und mehr Fragen in uns tragen. Dass wir immer neugieriger und abenteuerlustiger werden. Dass wir immer mehr genau das leben, was wir uns zuvor vielleicht ersehnt haben: Das ganze, große, freie Leben. 

 

Und das tut gut. Uns selbst und allen, mit denen wir das teilen. 

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